Beim Verfassen meines Vatertags-Specials bin ich zu dem Schluss gekommen, dass der Beitrag viel zu lange werden würde, und ich die Vorgeschichte separat erzählen sollte, bevor ich ins Detail gehe und das letzte Schreiben meines Vaters und dessen Anwalt auseinander nehme.
Wie bereits erwähnt, ist das finanzielle Thema
bei mir schon seit meinem Jahr in Tirol (06/07) aktuell (nachzulesen in "Was
tut man als Versagerin?").
Die "Kurz"zusammenfassung der
weiteren Geschehnisse sieht so aus:
- Vater erklärt, seine Selbstständigkeit
verläuft nicht gut und erbittet einige Monate weniger zahlen zu dürfen, bis er finanziell
wieder auf die Beine kommt. Mutter willigt aus Mitleid ein. Zwei Wochen später fährt
Vater mit neuer Freundin für 4 Wochen auf Urlaub nach Kroatien und bittet die Tante,
ihm währenddessen die Blumen zu gießen. Der Geduldsfaden der Mutter reißt.
- Alimente sollen vom Vater gerichtlich
gepfändet werden.
- 2007: Vater bittet um Neuberechnung und
Verringerung der Alimente. Seine Finanzen werden geprüft und das Gericht teilt
mit: "Sie haben in den letzten 3 Jahren so gut verdient, dass sie
eigentlich pro Kind 600€ statt ihren fixen 400€ Alimente bezahlen hätten
müssen. Theoretisch hätten Sie jetzt einen Haufen Schulden, den man von ihnen
verlangen könnte."
- Vater will, dass Tochter zusätzlich arbeiten
geht und möchte ihr diverse Jobs andrehen, bei denen er natürlich die Übersicht
über ihre Arbeitsfortschritte und finanzielle Lage behält.
- Sie macht aber andere Dinge: Nachhilfe,
"Baby"sitten von 8-12jährigen Kindern, diverse Aushilfsjobs auf
Honorarnoten, Kassatätigkeiten bei Abendveranstaltungen, Aushilfe in einem
kleinen Papiergeschäft, Aushilfe im administrativen Bereich eines Krankenhauses,
etc. Diese Jobs wechseln sich meistens in einem 3-Monats-Zyklus ab und bringen
monatlich vielleicht glorreiche 300€ ein.
- Jedes Mal, wenn Vater davon Wind bekommt,
trudelt ein Brief von seinem Anwalt ein, mit folgendem, sinngemäß
wiedergegebenem Inhalt:
"Aha, die Tochter arbeitet! Da verdient
sie bestimmt viel Geld! Wieso muss denn da der Vater immer noch Alimente
zahlen? Die Tochter soll bitte ihre Lohnzettel einreichen, damit dem Vater die
Alimente um den Betrag ihres Verdienstes gekürzt werden können!"
(Soweit kam es zum Glück nie, da es Verdienstgrenzen
gibt, die rechtlich fixiert sind, und ich habe diese nicht einmal annähernd
erreicht.)
- 2008: Vater beschließt in Privatkonkurs zu
gehen, da er zu viele Schulden hat (ich möchte hier anmerken, dass die Alimente
für mich und meinen Bruder darin eine verschwindend geringe Menge betrugen.
Aber wenn Mann mit der Einstellung durchs Leben geht: "Solange die Bank
Geld hat, habe ich auch Geld!", ist solch eine Maßnahme irgendwann wohl unausweichlich.)
- Das Konkursverfahren dauert ewig (über 1
Jahr). In dieser Zeit bekommt Tochter kein Geld, weil Alimente und
Schuldenrückzahlung in der Konkursmasse erst berechnet, genehmigt, etc. werden
müssen. (Ich habe davon keine Ahnung, aber Fakt ist: ich bekam NULL €, egal aus
welchen Gründen. Vaters Meinung dazu: "Dein Anwalt und deine Mutter
bereichern sich!") Zusätzlich nützt Vater jede Chance das Verfahren zu
verzögern. Z.B. bittet er seine besten Freunde darum, bei Gericht anzugeben, er
hätte auch geringfügige Schulden bei ihnen, damit alles neu berechnet werden
muss.
- 2009: Während Tochter ohne Geld dasteht
(abgesehen von kleinen Verdiensten in unterbezahlten
Studenten-Gelegenheitsjobs), arbeitet Mutter in 3 verschiedenen Jobs
Überstunden. Wenn Tochter mit 1000€ im Minus ist (max. Überziehungsrahmen des
Kontos), überweist Mutter ihre schwerverdienten 1000€ ans Kind, damit das Konto
wieder auf 0€ steht.
- 2010: Als das Konkursverfahren endlich durch
ist (nicht zu vergessen die psychologische Kriegsführung von väterlicher Seite:
Tochter soll von allen Forderungen zurücktreten, Suizid-Drohungen und so
weiter. Tochter bricht den ohnehin geringen Kontakt endgültig ab.) werden ihr
300€ Alimente zugesprochen und vom Sachwalter brav pünktlich am Monatsbeginn
überwiesen. Positive Überraschung: man bekommt auch doppelte Alimente, wenn der
Vater doppeltes Gehalt bekommt! Also Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Das war all
die Jahre zuvor nie der Fall.
-2011: Tochter erlernt Nageldesign und
arbeitet geringfügig 1-2 Tage in einem Nagelstudio, um sich ihr Leben leisten
zu können. Mit 300€ Alimenten hüpft man nicht weit. Mit zusätzlichen
Verdiensten im Nagelstudio und weiterhin Nachhilfe- und Babysitterjobs kommt
das studentische Monatsbudget also insgesamt auf höchstens 700€. Da alles
gerichtlich geregelt ist, wird es still um die Vater-Alimente-Sache.
- Ende 2013: Tochter beschließt, es mit dem
Kontakt zum Vater wieder zu versuchen. Man will ja nicht nachtragend sein. Kaum
hat man sich 2x zum Essen getroffen, hat Vater eine glorreiche Idee: Bruder
arbeitet brav als Grafiker und ist selbsterhaltungsfähig. Vater hat gerade eine
Gehaltserhöhung bekommen. Wenn man jetzt bei Gericht angibt, dass die Alimente
für den Bruder wegfallen sollen, könnte man der Tochter die Alimente erhöhen!
Work in progress...
- April 2014: Tochter erklärt Vater, dass
diese Idee zwar ganz nett ist, aber sie nicht unbedingt MEHR Geld benötigt.
Viel wichtiger ist die Gewissheit über Höhe und Pünktlichkeit der
Überweisungen. Vater will das aber durchziehen, mit der Voraussetzung, dass die
Tochter nachweist, dass sie ihrem Studium zielstrebig nachgeht. Zeugnisse werden
eingereicht, die Erhöhung der Alimente auf 470€ bewilligt. Große Freude.
Gleichzeitig wird aber der Antrag auf Selbsterhaltungsfähigkeit des Bruders
aufgrund von "falscher" Einreichung des Vaters vom Gericht
abgewiesen. Vater sauer. Tochter zieht sich zurück und lässt das mit dem
Kontakt wieder bleiben.
- November 2014: Vater wird arbeitslos.
Alimente können also nicht mehr vom Gehalt der Firma abgezogen und überwiesen
werden, sondern werden vom Arbeitslosengeld exekutiert. Dafür muss man einen
neuen Antrag stellen. Dieser Antrag wird vom Vater als persönlicher Angriff
aufgefasst. Gleichzeitig wird versucht zu klären, wieso die bewilligte
Alimentenerhöhung auf 470€ nie stattgefunden hat und Tochter weiterhin nur 300€
bekommen hat.
- Dezember 2014: Tochter beginnt ihre
Diplomarbeit zu schreiben. Damit muss sie bis Ende Februar 2015 fertig sein,
damit sich Benotung und Diplomprüfung inklusive zugehöriger Bürokratie und
Wartezeiten noch bis 30. April 2015 (Studium der Keltologie Wien läuft
ENDGÜLTIG aus) ausgeht. Vater weiß davon, weil Bruder und andere
Familienmitglieder ihn durchaus am Laufenden halten, was die Tätigkeiten seiner
Tochter angeht.
- Tochter fiebert dem Ende des Studiums
entgegen. Sobald sie ihr Zeugnis bekommt, möchte sie auch von Alimenten und
Vater nichts mehr hören und sehen. Sie möchte ab Mai eigentlich von allen
Forderungen zurücktreten und ihre Ruhe haben, auch wenn sie dann de facto noch
NICHT selbsterhaltungsfähig sein wird. Hauptsache es hat ein Ende. Und es sind
nur noch wenige Monate...
- 28. Jänner 2015: Tochter ist mit Diplomarbeit schon zu ⅔ fertig. Vater hat einen neuen Anwalt
und rebelliert gegen die erneute Exekution seines (Arbeitslosen-)Gehalts.
Anwalt und Vater verfassen ein delikates Schriftstück, das per e-mail an
Tochter und deren Anwalt geschickt wird.
Auszüge daraus werden im nächsten Beitrag
ausführlich behandelt!
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